Album der Woche: Guaia Guaia – Eine Revolution ist zu wenig

Das obdachlose Duo Guaia Guaia reist auf Fahrrädern durch Deutschland. Ein Leben als Outlaw, auf Tour von Stadt zu Stadt, gefilmt fürs Kino, gejagt von der Polizei. Fehlt eigentlich nur noch ein Album, das als Soundtrack für Freiheit und Revolution dient. Dieses kommt jetzt und erhält von Seeed und Jan Delay den musikalischen Rahmen.

Mit dem Fahrrad in den Sonnenuntergang radeln - das klingt nach einem romantischem Leben on the Road, ein Versprechen von Freiheit ohne Verpflichtungen. Doch ein solches Leben, ohne Dach über dem Kopf, verlangt viel. Entbehrungen und Flexibilität zum Beispiel. Fragen nach dem Essen, einem Schlafplatz oder der nächsten Dusche sind allgegenwärtig. Und dann ist da ja auch noch das unberechenbare Wetter. Der Filmemacher Sobo Swobodnik hat mit dem Film "Unplugged:Leben" (Trailer), der aktuell in den Kinos zu sehen ist, das Leben des Duos Guaia Guaia dokumentiert. Ein weiterer sehenswerter Beitrag über das Leben der beiden Aussteiger liefert Spiegel TV (Video).

Aber gut, es soll hier um die Musik von Guaia Guaia gehen, die mit "Eine Revolution ist zu wenig" eine tanzbare Gesellschaftskritik abliefern.

 

Das Album "Eine Revolution ist zu wenig" beginnt mit "Absolute Gewinner", das getrieben wird von Big Beats und mächtig verzerrten Synthie-Bässen. Ein Lied - ein Sommerhit - mit dem es Guaia Guaia gelingt, Sonne und Strand-Feeling mit sozialen Problematiken zu verknüpfen. Auch die folgenden "Terrorist" und "Von Stadt zu Stadt" zeigen Guaia Guaia geschickt auf diesem schmalen Grat. "Neues Land" lehnt sich stark an Peter Fox an, ohne anbiedernd zu sein. Ein treibender Beat samt mächtig groovender Streicher weiß gefällig von Utopie und Tanz zu berichten. Das sind im Grunde auch die Eckpfeiler von Guaia Guaia auf der ersten Hälfte ihres Albums. Der Ausblick auf eine schöne neue Welt samt Sozialkritik, tanzbaren Beats und lockeren Melodien.

Der zweite Teil zeigt die Schattenseiten der Gesellschaft deutlicher. Die Musik wird dunkler und der tiefe Bariton von Carl Luis Zielke bestimmt die Kritik. In "Pfandflaschenbusiness" öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich unaufhaltsam. Die Versklavung von Facebook wird mit einer mächtig rockenden Mischung aus Posaune und Synthesizern ins Inferno gezogen ("Analphabet"). Guaia Guaia wollen uns ihre Wünsche einer besseren Gesellschaft näher bringen. Ein Staat, der nicht gleich Polizei ist, und in dem der Leitsatz von Benjamin Franklin keine leere Worthülse ist: Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren. Neben dem Staat geht es aber auch um jeden Einzelnen. Der Weg zu einer besseren Gesellschaft beginnt auch bei Guaia Guaia mit dem ersten Schritt, zum Beispiel mit einem Apfel anstelle eines Mac Spar Menüs.

Auch wenn Guaia Guaia in ihren Lieder gern den Zeigefinger mahnend heben, dominieren auf "Eine Revolution ist zu wenig" die treibenden Beats. So laden die beiden Edelpenner (Selbsbezeichnung) ihre Hörer zum wilden Tanz, der ganz nah dran ist an den großen (musikalischen) Vorbildern wie Seeed und Jan Delay. Sehr hörenswert!

Verlosung

Wir verlosen das Album "Eine Revolution ist zu wenig" einmal unter allen, die bis zum 14.07.2013 um 23:59 eine Mail mit dem Betreff "GUAIA" an [email protected] schicken.

Schlagwörter: Album der Woche , Guaia Guaia

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