Spiele-Test: N.O.V.A. 3

nova3-icon

Gameloft bringt nach Modern Combat 4 den zweiten opulenten Ego-Shooter auf Windows Phone 8 in Stellung. Grafik und Ausstattung des Halo-Klons können sich sehen lassen.

Der Spieler schließt sich in N.O.V.A. 3 den Haudegen der hochgerüsteten Near Orbit Vanguard Alliance an. Im Gegensatz zu Modern Combat 4 kämpft man nicht gegen Terroristen, sondern schlägt sich mit einem außerirdischen Widersacher herum: den Volterites. Die Kampagne startet im verwüsteten San Francisco, wo der Protagonist Kal Wardin auf seine alte Nemesis trifft. Später kommen auch andere Planeten und Raumschiffe als Schauplätze hinzu. Für Windows-Phone-User ist dies der erste Teil der Spiele-Reihe, der es auch auf ihre Smartphones schafft.

Das Science-Fiction-Szenario bringt futuristische Technologien und interessante Kampftechniken ins Spiel: Neben Gewehren und Granaten beherrscht Kal Wardin zum Beispiel eine Zeitverlangsamung für gezielte Abschüsse und eine Energiestoß-Abwehr aus seinem High-Tech-Anzug. Die Gegner haben auch ihre Tricks drauf, darunter Strahlenkanonen, Tarnkappen und Jetpacks.

Das Kreuz mit der Steuerung

N.O.V.A. 3 liefert drei Vorgaben für die generelle Anordnung von Rennen, Zielen und Schießen auf dem Display. Linkshänder dürfen die Seiten vertauschen. Wem die vielen eng angeordneten Kontrollelemente Probleme bereiten, der kann einige der Buttons neu arrangieren und ihre Größe ändern. Im Spiel erweist sich vor allem die Blickrichtungssteuerung durch Wischen als schwierig, weil kaum ein freier Fleck auf dem Schirm bleibt.

nova3_02

Die Bedienung dürfte einigen Spielern Probleme bereiten: Die Steuerung reagiert etwas schwerfällig und hat ein paar Macken. So neigt man dazu, sich an Hindernissen wie herumliegenden Stühlen in Gebäuden zu verhaken. Was die Reaktion der Kontrollen angeht, kann man sich aus dem Spiel heraus etwas Erleichterung verschaffen und die Sensibilität hochsetzen. Trotzdem wirkt die Steuerung unausgeglichen: Die Touch-Sticks schlagen leichter an als die Wischgesten. Beim Versuch, die Primärwaffe oder den Spezialangriff zu wechseln, dreht man sehr wahrscheinlich erst mal wild den Kopf oder wirft eine Granate ins Gebüsch, bevor man die eigentliche Wischgeste auf die Kette bekommt.

Im Spiel macht sich durch die Fummelei an den Kontrollen schon mal Frust breit, denn besonders im Multiplayer-Gefecht reagiert die Steuerung extrem träge. Das HTC 8X glüht im Test nach kürzester Zeit, was den Lag noch verstärkt. Bisweilen muss man mehrmals in die selbe Richtung streichen, um den Kopf so weit zu drehen, dass man einen Gegner ins Visier bekommt. Das ist ärgerlich, weil eine schnelle und präzise Steuerung in einem Shooter nun mal das wichtigste Kriterium ist.

Actionlastiges Leveldesign

Ein Kompass, automatische Ausrichtung und Zielhilfe lassen sich im Menü zuschalten. Ansonsten hangelt sich der Spieler an den im HUD eingeblendeten Wegpunkten entlang und ballert alles über den Haufen, was sich bewegt. Die Level sind korridorartig designt wie bei Modern Combat 4. Der Wow-Effekt will sich hier aber nicht so recht einstellen, denn die spektakulären Events der Schwesterproduktion bleiben meist aus.

Eine Möglichkeit, sich wie die NPC-Kameraden hinter eine Deckung zu kauern, um sich nach Treffern zu erholen, gibt es zum Beispiel nicht. Das ist Absicht, denn N.O.V.A.3 will kein Taktik-Shooter für Feingeister sein, sondern ein schneller, Action-geladener Ballerspaß. Es heißt also, draufhalten und in Bewegung bleiben.

Grafik & Sound

Obwohl das Spiel auch schon ein Jahr auf dem Buckel hat – es ist im Mai 2012 zunächst für iOS und Android erschienen – schaut N.O.V.A.3 gut aus und spielt sich meist flüssig. Grafisch rangiert der Shooter in einer Liga mit dem hauseigenen Modern Combat 4. Das Spiel besticht mit einer abwechslungsreichen Umgebung, intensiven Farben und Detailreichtum. Die ansehnliche Grafik knabbert aber an der Hardware. Zwischen den Missionen und beim Neustarten eines Speicherpunkts muss man recht lange Ladezeiten in Kauf nehmen. Gelegentliche Ruckler kann auch der Lademarathon nicht ganz vermeiden.

In der Kampagne unterstreichen Umgebungsgeräusche und Durchsagen über das Helm-Mikrofon die angespannte Atmosphäre. Im Multiplayer-Modus leistet sich Gameloft dann sogar einen Voice-Chat, der automatisch aktiviert wird und qualitativ gerade zu ertragen ist.

Multiplayer-Modus

Im Mehrspieler-Modus sorgen sieben Spielvarianten für Abwechslung, zum Beispiel Team-Deathmatch, Fahne erobern oder Jeder gegen Jeden. Eine neue Idee ist Freeze Tag. In diesem Modus friert ein Treffer die Gegner ein. Neben Internetschlachten mit bis zu zwölf Spielern kann man auch gegen Freunde im WLAN antreten.

Zum Shoppen nach größeren Ballermännern und Modifikationen, Granaten und Jetpacks marschiert der Space-Marine in die Waffenkammer. Die notwendigen goldenen Credits kann man im Spiel verdienen oder für richtiges Geld kaufen. Blöd: Die blauen Credits aus der Einzelspieler-Kampagne kann man hier nicht eintauschen.

nova3_09

Pro und Contra

Nicht nur die Steuerung verdirbt die Stimmung bisweilen, auch die K.I. im Einzelspieler-Teil ist wieder ein Problem. Die Gegner reagieren nicht auf Schüsse, bis man einen Event-Punkt überschreitet, an dem sie planmäßig auch an der Schießerei teilnehmen. Dann rennen sie wie aufgescheuchte Hühner immer auf dem gleichen Pfad vor dem Gewehrlauf des Spielers herum. Die eigenen N.O.V.A.-Kameraden sind auch nicht besser. Sie haben eine Vorliebe dafür, dem Spieler genau in die Schusslinie zu laufen. Einige haben einen Nichtangriffspakt geschlossen: Sie stehen in unmittelbarer Nähe des Gegners mit dem Rücken zum Feind und rauchen ein Pfeifchen.

Insgesamt bietet die Kampagne zehn großzügige Missionen mit mehreren Abschnitten, die einige Abwechslung bieten, darunter auch kurze Ausflüge mit dem Mecha und als Buggy-Schütze. Die ganze erste Mission darf man übrigens kostenlos testen.

nova3_06

Die Online-Modi bieten dann genug Abwechslung für stundenlange Gefechte. Im Online-Match läuft das Smartphone jedoch bedenklich heiß, und die Steuerung laggt immer mehr. Irgendwann gerät jedes Gefecht zur amüsanten Hetzjagd auf den Spieler mit dem heißesten Smartphone.

Virtuelle Krieger, die bereit sind, die Brieftasche zu zücken, können sich zudem einen Vorteil verschaffen, der das Online-Spiel sehr ungleich gestaltet: Sie legen die Position aller Mitspieler offen, machen sich selbst auf dem Radar unsichtbar, legen sich starke Rüstungen zu oder werden sogar vorübergehend unverwundbar.

Die Entscheidung, zwei Spielwährungen einzuführen, ist auch unverständlich. Die Belohnungen für abgeschlossene Missionen und Multiplayer-Erfolge reichen kaum aus, um sich ein paar der Gadgets zu leisten. Da passt es ins Bild, dass selbst die Munition immer knapp ist, auch wenn man sich die Magazine getöteter Feinde schnappen kann. In einem realistischen Simulationsszenario mag das Sinn ergeben, aber nicht in einem lupenreinen Baller-Spiel. So wirkt das wie ein billiger Trick, um mehr In-Game-Käufe zu generieren.

Unterm Strich sind das aber alles Punkte, die man wohl verschmerzen und trotzdem Spaß am Geballer haben kann. Was bleibt ist ein Dämpfer durch die Steuerungsprobleme und den Optimierungsbedarf bei der Online-Performance. Dem gegenüber stehen die mehr als üppige Ausstattung, satte Grafik, eine umfangreiche Kampagne und abwechslungsreicher Multiplayer-Spaß.

Fazit

N.O.V.A. 3 ist das perfekte Halo für unterwegs, sofern man mit der Steuerung klarkommt. Ein tolles Spiel, das fünf von fünf Punkten verdient hat, auch wenn das fantastische Modern Combat 4 noch einen Tick besser ist.

nova3_00

N.O.V.A. 3
Hersteller: Gameloft
Preis: 6,49 Euro
Getestete Version: 1.0.0.0
Größe des Downloads: 1017 MByte
Voraussetzung: Windows Phone 8, 1 GByte RAM
Sprache: deutsch
Wertung: 5 von 5

Schlagwörter: Gameloft , NOVA 3 , Shooter , Spiele

Verwandter Inhalt

comments powered by Disqus