Spielekonsolen auf dem Handy emulieren

Retro-Gaming

Lust auf einen Spieleklassiker? Dafür müssen Sie nicht das Super Nintendo vom Dachboden holen. Emulatoren-Apps spielen die Games von früher ebenfalls auf Ihrem Windows Phone ab.

Aus Windows Phone User 03/2013

Die Spiele der Nintendo-Konsolen aus den 1980er- und 1990er-Jahren sind im Prinzip für fast jeden Smartphone-Besitzer interessant: Die einen verbrachten in diesem Zeitraum ihre Jugend und können Erinnerungen wiederaufleben lassen, indem sie die Klassiker von damals erneut ausprobieren. Für andere bieten sich die Spiele aus diesen Jahren an, weil sie sich aufgrund der technischen Beschränkungen der damaligen Zeit auf das konzentrieren, was heute typische Casual Games ausmacht: Grafik und Sound waren eher simpel, dafür musste der Hersteller mit einem einfach zu begreifenden, gleichzeitig aber auch fesselnden Spielprinzip überzeugen. Also im Prinzip die perfekte Software, um mit dem Handy in einem Wartezimmer Zeit totzuschlagen.

Emulatoren simulieren auf dem Smartphone die Hardware einer bestimmten Spielkonsole, etwa den Hauptprozessor und die Grafikchips. Dazu werden die Anweisungen eines Spiels entsprechend übersetzt, sodass Ihr Windows Phone diese versteht und ausführt.

Die ROM-Module aus jener Zeit waren im Prinzip nur eine frühe Form von Datenträgern, auf denen der Hersteller die Bits und Bytes der Software eingebrannt hatte. Da natürlich kein Handy einen Einsteckslot aufweist, müssen die Spiele für den Emulator in anderer Form vorliegen – als Dateien. Nun sind eigentlich spezielle Geräte nötig, um alte Spielmodule auszulesen und deren Informationen in Dateiform abzuspeichern. Zwar existieren im Internet etliche Homepages, die den Download von fertigen ROM-Dateien anbieten, deren Nutzung verstößt jedoch gegen das Urheberrecht, weil es sich dabei im Prinzip um Raubkopien handelt.

Dieses Problem lässt sich aber umschiffen. Wenn Sie die Spiele-Cartridges von damals noch besitzen (oder diese für 2 bis 3 Euro auf E-Bay ersteigern), sollte das Herunterladen von genau dieser Software in Form von ausgelesenen ROM-Dateien unkritisch sein, da Sie im Prinzip ja die Nutzungsrechte an dieser erworben haben. Dennoch handelt es sich hierbei aus streng rechtlicher Sicht eher um eine Grauzone.

vNESLight

Mitte der 1980er-Jahre erschien das Nintendo Entertainment System (NES), das innerhalb der folgenden zehn Jahre in weltweit über 60 Millionen Wohnzimmern heimisch wurde. Erst als sich die 16-Bit-Konsolen SNES und Mega Drive verbreiteten, gingen die Verkäufe der 8-Bit-NES langsam zurück. Auf Grund dieser (gemessen an heutigen Verhältnissen) sehr langen Marktpräsenz existierte eine unzählbar große Menge an Spielen für das System. Für die heutige Emulation auf dem Smartphone besonders interessant: Eine NES-ROM-Datei ist im Schnitt gerade einmal zwischen 0,03 und 0,10 MByte groß. Wer also beispielsweise 100 NES-Spiele besitzt, kann diese alle auf seinem Windows Phone speichern und damit trotzdem nur sehr wenig des eingebauten Speichers verbrauchen.

Der NES-Emulator vNES Light ist kostenlos. Für 0,99 Euro hält der Windows Phone Store eine Pro-Version bereit, deren einziger Unterschied darin besteht, dass sie keine Werbung einblendet.

Der Emulator liefert bereits ROM-Dateien für die beiden Spiele "Battle Kid" und "Super Bat Puncher" mit. So kann der Nutzer sofort und ohne lange Umschweife mit dem Spielen anfangen. Wer anschließend auch andere Spiele wie etwa den Klassiker "Super Mario Bros." nutzen möchte, muss deren ROM-Dateien erst auf sein Windows Phone übertragen. Dies geschieht über den Microsoft-Cloudspeicher Skydrive. Loggen Sie sich dazu mit Ihrem Desktop-PC ein und laden die gewünschten Spiele-ROMs hoch. Anschließend kann vNES Light diese importieren.

Der Spieler kann ein frisch importiertes Spiel starten, indem er zuerst in die Ansicht "Recent Games" wechselt und dort mit einem Fingerstrich nach rechts den Bildschirm "All Games aufruft". Während des Spiels bietet der Emulator auch an, jederzeit den aktuellen Spielstand zu speichern ("Save State") und gegebenenfalls an genau diesen Punkt zurückzukehren – dies war damals bei der Original-Hardware nur mit teuren Zusatzmodulen möglich. Ferner ermöglicht das Optionenmenü, die Anzeige der Steuerelemente anzupassen. So steht dem Abtauchen in alte NES-Spieleklassiker nichts mehr im Wege.

Abbildung 1: NES-ROMs importiert man über das Skydrive.

Abbildung 2: Steht das Handy hochkant, passt sich der Bildschirm des Emulators an.

Abbildung 3: Der Emulator vNESLight zeigt die zuletzt gestarteten NES-Spiele an.

Abbildung 4: Auch Fernsehshows und Kinofilme wurden in NES-Spielen adaptiert.

Abbildung 5: Das Grafik-Adventure "Maniac Mansion" im vNESLight-Emulator.

Snes8x

Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre dominierte das Super Nintendo (beziehungsweise SNES) den Konsolenmarkt. Der Nachfolger des NES war technisch fortgeschrittener und brachte buntere Spiele auf dem Bildschirm. Wie bei allen Konsolen konnten die in späteren Jahren erschienenen Spiele die Hardware noch besser ausreizen als die Anfangswerke, da die Entwickler erst dann genug Erfahrungen mit dem System gemacht hatten. Auch dieses Gerät wurde mit 50 Millionen verkauften Einheiten ein großer Erfolg. SNES-ROMs sind circa fünfmal so groß wie NES-ROMs, wobei die dadurch durchschnittlich benötigten 0,5 MByte Speicherplatz in der heutigen Zeit auch nicht der Rede wert sind – verfügen doch selbst die billigsten Windows Phones über mindestens 4 GByte eingebauten Flash-Speicher, von denen dem Nutzer etwa 1,3 GByte zur Verfügung stehen.

Der SNES-Emulator Snes8x benötigt als einzige der in diesem Artikel vorgestellten Apps mindestens Windows Phone 8. Dafür ist er kostenlos erhältlich und einfach zu bedienen. Genau genommen sind Funktionsumfang und Bedienung nahezu identisch zum vNESLight: Auch hier importiert der Nutzer Spiele-ROMs via Microsoft Skydrive, ebenso kann er einstellen, wo die App alle Steuerelemente positioniert. Für "Jump 'n' Run"- und Action-Spiele sollte man hierbei beachten, dass sich die Steuerung schwieriger gestaltet, wenn das Handy den Spielinhalt auf den vollen Bildschirm skaliert und die Steuer-Buttons transparent darüber einblendet. In dem Fall verdecken die Finger Teile des Spielegeschehens, was ein schnelles Reagieren erschwert. Stattdessen sind in diesem Fall schwarze Ränder oder der Hochkant-Modus die bessere Wahl. Bei anderen Spielegenres ist der Vollbildmodus jedoch unproblematisch. Im Test spielte der Emulator alle Spiele sauber und fehlerfrei ab.

Abbildung 6: Das Jump 'n' Run "Donald Duck" im SNES-Emulator. Gut zu erkennen: die Steuerelemente.

Abbildung 7: Die Grafik von "Donkey Kong Country" galt seinerzeit als hervorragend.

Abbildung 8: Wer kennt es nicht: "Super Mario All-Stars".

Abbildung 9: Der Rollenspielklassiker "Legend of Zelda".

Abbildung 10: Hulk im Hochkant-Modus im SNES8x-Emulator.

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