Album der Woche: Pearl Jam - Lightning Bolt

Pearl Jam sind Legenden der Rockmusik, die fantastische Alben, tolle Songs und nicht zuletzt mitreißende Konzerte gespielt haben. Millionen Fans liegen der Band zu Füßen, dennoch bleibt die Frage: Können Pearl Jam auch nach über 20 Jahre im Rockgeschäft noch auf Albumlänge überzeugen?

Eine Frage, der sich jede Band mit jedem neuen Album stellen muss. Für Pearl Jam ist diese Frage jedoch eine besondere, denn das 10. Album steht an, und es steht am Ende einer Reihe, die einst mit dem legendären "Ten" begann. Dazwischen ist viel passiert. Pearl Jam stiegen zu Grunge-Superstars auf. Nach den ersten Alben öffneten sie sich den Experimenten, die in unterschiedlichen Gewichtungen, aber immer von großen Songs getragen wurden und deren Live-Qualität Stadien zum Klatschen und Singen brachten. "Lightning Bold" macht sich davon frei, folgt klanglich dem 2009er Album "Backspacer" und strebt nach dem Suchen und Finden der Wurzeln amerikanischer Rockmusik.

Aber nicht nur die Musik hat sich gewandelt, auch die Mitglieder wurden älter, gründeten Familien und fanden neben der Musik andere Lebensschwerpunkte. All das klingt in den neuen Lieder durch, auch wenn die Wut nicht gänzlich verschwindet, denn, wie Eddie Vedder selbst sagt, es braucht nicht lange, um beim Blick auf die Welt einen Grund zu finden, wütend zu werden. Dementsprechend beginnt das Album mit "Getaway" und "Mind Your Manners" mit kraftvollen Gitarren und einer sich fast überschlagenden Stimme.

 

Auffallend ist der Beginn auch wegen seiner direkten Gangart. Keine Spielchen, sondern die pure Essenz der Rockmusik. In vereinzelten Momenten blitzt der Genius der Herren durch, wenn sich die Summe der einzelnen Teile ins unermessliche multipliziert. "My Father's Son" ist das perfekte Beispiel dafür. Mit treibendem Bass und unruhigem Schlagzeug wird den Gitarren ein Fundament gebaut, die sich schneidend und kratzend unter der Stimme Eddie Vedders ausbreiten. Oder das folgenden "Sirens", das die Lautstärke reduziert und sich zu einem Midtempo-Rocksong der Extraklasse öffnet. Sicher einer der besten Songs, den Pearl Jam je geschrieben haben. Besonders da er sich geschickt dem Pop verweigert und doch nichts anderes als Pop ist.

Weitere Highlights folgen. Das beschwingt rockende "Swallowed Whole", das bluesige "Let The Records Play" oder die Folkballade "Sleeping By Myself". Dementsprechend bietet "Lightning Bolt" Musik, die tief verwurzelt ist in der amerikanische Rocklandschaft. Blues, Folk, Country und prägende Gitarrensoli - all das klingt locker und befreit von jeglichem Druck.

Pearl Jam präsentieren sich als eine Band, die mit viel Erfahrung im Rücken einfach Spaß am Songsschreiben hat. Die Experimente werden über Bord geworfen und selbst der Grunge-Sound der Anfangstage ignoriert, dennoch, oder genau deswegen schaffen sie es, auf Albumlänge zu überzeugen. Womit auch die anfängliche Frage beantwortet wäre. In diesem Sinne: Viel Spaß Pearl Jam und viel Spaß all den Millionen Hörern.

Schlagwörter: Album der Woche , Pearl Jam

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