Microsoft gibt Startschuss für Windows 8

Steve Ballmer beim Windows 8-Launch

Es sei ein aufregender Tag, verkündete Microsoft-Chef Steve Ballmer zum Launch von Windows 8. Man habe Windows quasi neu erfunden und werde sämtliche Vorstellungen, was ein PC eigentlich ist, mit dem neuen Betriebssystem zerschmettern.

Auf einer Veranstaltung in New York hat Microsoft heute den Start von Windows 8 zelebriert, ab morgen ist das neue Betriebssystem im Handel.

Mit Windows 8 wagt Microsoft den Spagat: das neue Betriebssystem soll auf klassischen PCs und Notebooks zum Einsatz kommen und dort wie gewohnt mit Maus und Tastatur bedient werden, aber auch bei der Touch-Bedienung auf Tablets eine gute Figur machen. Diese beiden Welten versucht Microsoft mit einer neuen Oberfläche unter einen Hut zu bringen, deren auffälligstes Merkmal die großen Kacheln sind. Ursprünglich Metro-Oberfläche genannt, verabschiedete sich Microsoft vor einigen Wochen von dem Namen und spricht seitdem nur noch vom neuen User Interface oder vom Modern User Interface, kurz: Modern UI.

Die Kacheln von Windows 8

Bei den Kacheln handelt es sich im Prinzip um Verknüpfungen, über die sich Programme starten lassen. Einige Kacheln zeigen neben dem Programmsymbol weitere Informationen an, etwa dass neue Nachrichten vorliegen oder Termine anstehen, und hören daher auf den Namen Live-Kachel.

Die Kacheln lassen sich per Drag-and-Drop beliebig anordnen und sind für die Bedienung via Touch prädestiniert. Zwar kann man die neue Oberfläche auch mit Maus und Tastatur nutzen, doch die klassischen Eingabegeräte machen sich auf dem klassischen Desktop besser. Der ist weiterhin vorhanden und auf dem Startscreen als Kachel zu finden. Windows 8 behandelt ihn wie eine App und blendet bei der entsprechenden Geste auch das Charms-Menü ein.

Die Gesten von Windows 8

Um auf einem Touchscreen mit Windows 8 zu arbeiten, muss man zunächst einige Touch-Gesten erlernen. Ein Wischer vom rechten Displayrand nach links öffnet das Charms-Menü, das unter anderem Suche, Sharing-Funktionen und die Einstellungen beinhaltet. Hier gibt es auch eine Systemsteuerung, doch Achtung: die vom Startscreen aus aufgerufene Systemsteuerung bietet nicht alle Funktionen; diese finden sich in der klassischen Systemsteuerung, die sich über den Desktop erreichen lässt.

Wischt man vom linken Rand des Displays nach rechts, wird die zuletzt geöffnete App hervorgeholt. So kann man schnell zwischen den Apps hin und her wechseln. Wischt man vom linken Rand nach rechts und ohne abzusetzen wieder ein Stück zurück nach links, holt das eine Übersicht aller offenen Apps hervor. So kann man eine App direkt auswählen, ohne lange zu blättern. Geschlossen werden Apps übrigens, indem man sie am oberen Rand berührt und dann nach unten an den Displayrand zieht.

Innerhalb einer App ruft ein Wischen vom oberen oder unteren Displayrand in Richtung Displaymitte das Kontextmenü hervor. Das enthält zum Beispiel im Falle des Internet Explorers die geöffneten Tabs.

Internet Explorer 10

Mit Windows 8 gibt es auch einen neuen Internet Explorer oder vielmehr zwei. Denn Microsoft packt die zehnte Ausgabe seines Browsers gleich doppelt ins Betriebssystem: einmal als App für die neue Oberfläche und einmal als klassischen Browser für den Desktop. Ersterer ist für die Touch-Bedienung optimiert und kommt, abgesehen vom Flash Player, ohne Plugins daher. Zudem öffnet er maximal zehn Tabs.

Die beiden IE10-Versionen lassen sich unabhängig voneinander nutzen, die meisten Einstellungen gelten jedoch für beide. Diese lassen sich am besten in der Desktop-Ausgabe vornehmen.

Apps und Windows Store

Windows 8 bringt einen ganzen Satz an vorinstallierten Apps mit, etwa für Mails, Kontakte, Termine, Nachrichten oder den Zugriff aufs Skydrive. Weitere Apps gibt es im Windows Store, der derzeit noch nicht mal 6000 Anwendungen und Spiele enthält, es bis Januar jedoch auf 100 000 Apps bringen soll - so zumindest Microsofts ambitionierte Zielsetzung.

Der Windows Store ist die einzige offizielle Bezugsquelle für Windows-Apps und auch nur für solche, die das neue Interface nutzen. Klassische Desktop-Software gibt es jedoch auch weiterhin, sie kann aus den unterschiedlichsten Quellen bezogen und über den Desktop installiert werden.

Upgrades und Preise

Wer zwischen dem 2. Juni 2012 und dem 31. Januar 2013 einen Rechner mit Windows 7 gekauft hat, kann für 15 Euro auf Windows 8 Pro upgraden. Ältere Rechner mit Windows 7, Vista oder XP lassen sich für 30 Euro ebenfalls bis zum 31. Januar 2013 betriebssystemtechnisch auf den neuesten Stand bringen - vorausgesetzt Windows 8 wird heruntergeladen. Wer sich das neue System auf einem Datenträger zuschicken lässt, zahlt 60 Euro. (Mehr dazu im Artikel "Windows 8: Versionen, Upgrades, Preise")

Wie viel eine normale Lizenz von Windows 8, also unabhängig vom Vorhandensein einer früheren Windows-Lizenz, kosten soll, hat Microsoft noch nicht offiziell bekannt gegeben. Bei diversen Online-Händlern werden die OEM-Versionen aber schon gelistet: die normale Version für etwa 90 bis 100 Euro, die Pro-Version für etwa 130 bis 140 Euro.

Windows RT

Mit Windows RT gibt es zudem eine weitere Version von Windows 8, die sich allerdings nicht einzeln kaufen lässt. Sie wird nur vorinstalliert auf Tablets zu haben sein, handelt es sich doch um die für ARM-Prozessoren angepasste Windows-Variante. Sie soll besonders schlank und stromsparend sein - und bringt als Goodie ein vorinstalliertes Office mit Word, Excel, Powerpoint und OneNote mit.

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