Album der Woche: Lana Del Rey – Ultraviolence

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Was Lana Del Rey in die Hände nimmt, wird zu Gold. Ihr Blick betört, ihre Stimme verzaubert und ihrer Musik gelingt es, schnöden Pop in Kunst zu verwandeln.

"Ultraviolence" klingt, wie ein Woody Allen Film sich anfühlt: Auf den Punkt und doch entrückt. Das Zentrum im Augen, aber aus einer völlig anderen Perspektive erzählt. Wie in Woody Allens Meisterwerk "Midnight In Paris" entführt Lana Del Rey ihre Hörer aus der Gegenwart in eine Zeit, deren Anmut noch anbetungswürdig ist. Wer "Ultraviolence" hört, vergisst die hektischen Informationsfluten. Ihm offenbart sich, dass Ein-Alles-Ist-Immer-Möglich keine Lösung ist. Das ist zwar nichts Neues, aber Lana Del Rey gelingt diese Erkenntnisse glasklar in Melodien und Harmonien zu fassen.

 

Lana Del Reys Stimme klingt wie ein Himmel voller Geigen, und genauso süß. Melancholie zieht durch Ihre Musik, wie Wolken über den strahlend blauen Himmel, während der Hörer unter der brennenden Mittagssonne inne hält, und das nahende Gewitter sich bereits ankündigt. "Ultraviolence" ist nichts anderes als das. Es oszilliert zwischen der Glut der Hundstage und stürmendem Regen. Lana Del Rey legt all das in Ihre Stimme, deren Klang die Menschen selbst im vorbeigehen zu betören vermag.
Mit viel Hall versehen, werden aus diesen Liedern Kathedralen des Pops, die selbst am Lagerfeuer funktionieren. Referenzen wie Blues und Psychedelica dienen zwar als Anhaltspunkte, um sich "Ultraviolence" zu nähern, können aber nur andeuten, was Lana Del Rey und ihre Musiker in 55 Minuten aus den Boxen zaubern. Sie singt sich in einen Rausch aus 11 Liedern, die wie ein halb transparenter Schleier die Gegenwart mit der Vergangenheit überlagern.
Retro ist Lana Del Rey deswegen noch lange nicht. Ihre Lieder sind auch weit mehr als ein Retro-Filter für die Popmusik. Ganz im Gegenteil: Diese Lieder zu hören, ist wie auf dem Dachboden der Großeltern die Luft der Gegenwart zu atmen und dabei in alten Fotoalben Kinderfotos der Eltern zu finden. Und das alles mit einer musikalischen Distanz versehen, die dem Hörer jeden Bezug zu irgendeiner Zeit verwehrt.

 

H&M-Model, Filmemacherin und Musikerin: Lana Del Rey hat viele Talente. Für jedes Einzelne wird sie von der Weltpresse und ihren Fans gefeiert. Sie streift den Kommerz und die Kunst, steht beiden offen gegenüber, lässt sich aber nicht vereinnahmen. "Ultraviolence" beweist, dass Lana Del Rey kein Zufallsprodukt ist, welches mit ihrem Album "Born to Die" zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Sie ist eine Künstlerin, die tiefgehende, vielschichtige Musik schreibt, die den Hörer aus der Zeit entführt und träumend in die Freiheit entlässt.

Schlagwörter: Album der Woche

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